Online-Shopping ist schnell, bequem und einfach. Der Komfort, der dadurch aufkommt, von zuhause aus in einer nahezu unendlichen Anzahl von teilweise hochgradig spezialisierten Shops stöbern zu können und die bestellten Artikel im optimalen Fall schon am nächsten Tag geliefert zu bekommen, ist etwas, an das sich die Verbraucher schnell gewöhnt haben und das sie in ihrem Alltag nicht mehr missen möchten. Leider geht dieser Komfort oft zu Lasten der Umwelt. Amazon ist mittlerweile für einen CO2-Austoß verantwortlich, der in seinem Umfang an den von Ländern wie Dänemark oder der Schweiz heranreicht und die Menge an Verpackungsmüll, die rein durch den Versand von Waren anfällt, ist in Deutschland innerhalb von 25 Jahren um mehr als das Siebenfache gestiegen: Von 120.000 Tonnen im Jahre 1996 auf 850.000 Tonnen im Jahre 2021. Die Pandemie, die dem E-Commerce eine Boom-Periode beschert hat, trug in den letzten Jahren zwar auch ihren Teil dazu bei, der allgemeine Trend zeichnet sich allerdings schon länger ab – bereits 2015 entfielen 770.000 Tonnen an Verpackungsmüll auf alleine auf Versandverpackungen. Wir als Gesellschaft kaufen zunehmend online ein. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass 2028 der Punkt erreicht sein wird, ab dem Online-Käufe die Käufe im stationären Handel mengenmäßig übertrumpfen werden. In manchen Segmenten, wie beispielsweise dem Mode-Sektor, ist dies schon jetzt der Fall. Ironischerweise ist es dabei vor allem die als grün geltende jüngere Zielgruppe, die mit der Masse ihrer Online-Käufe und Rücksendungen stark zu den globalen Kohlendioxid-Emissionen, die durch den E-Commerce und den damit verbundenen Versand ausgestoßen werden, beiträgt.
Daher ist es unabdingbar, den E-Commerce nachhaltiger zu gestalten: Nicht nur, weil dies von Ihrer Kundschaft positiv aufgenommen wird, sondern vor allem, um unseren Planeten dadurch zumindest etwas zu entlasten.
Die zwei wichtigsten Aspekte, auf die Sie hier Einfluss nehmen können, betreffen den Verpackungsmüll – zu dem neben den Verpackungen von Produkten auch die Pakete selbst zählen – und die Logistik; insbesondere die abertausenden Kleinbusse und LKWs, die an der Zustellung Ihrer Pakete beteiligt sind. Sofern Sie nicht nur als Händler tätig sind, sondern zudem als Marke eigene Artikel produzieren, können und sollten Sie zudem noch an weiteren Stellschrauben drehen.
Nachhaltige Produkte verkaufen sich besser
“Klimawandel” und “Nachhaltigkeit” sind Themen, die den öffentlichen Diskurs noch auf Jahrzehnte prägen werden. Während das Bewusstsein, dass es so wie aktuell einfach nicht mehr weitergehen kann, bei dem überwiegenden Teil der Bevölkerung die Kauflust nicht gerade sonderlich drückt, achten dennoch immer mehr Menschen darauf, dass die Waren, die sie sich bestellen, zumindest nachhaltig produziert sind. Als Hersteller sollten Sie daher nicht nur die von Ihnen verwendeten Materialien, sondern auch die Lieferketten der von Ihnen verwendeten Rohstoffe auf Nachhaltigkeit prüfen. Wenn die einzelnen Bestandteile und Komponenten, die in Ihrer Produktion verwendet werden, zusammen genommen ein paar Dutzend Mal um den gesamten Globus reisen, bevor letztendlich das Endprodukt beim Kunden angelangt, dann gibt es dort sicher einige Bereiche, die sich optimieren lassen. Verpackungen sollten wann immer möglich aus Papier oder Pappe bestehen, anstatt komplett aus Kunststoff zu sein. Und auch beim Füllmaterial lassen sich die altbekannten Luftpolsterbeutel und Styroporchips oftmals problemlos durch richtig gefaltete Pappe, Holzwolle oder Papierspäne ersetzen. Je nach Sektor können bei den eigentlichen Produkten zudem Rezyklate eingesetzt werden – die Bekleidungssparte beispielsweise macht dies aktuell zunehmend mit Kunstfasern aus recycelten Kunststoffen vor.
Zahlreiche Studien, unter anderem vom Umweltbundesamt, McKinsey und Ernest & Young, belegen, dass die Umsätze mit nachhaltigen sowie ethisch hergestellten Produkten seit Jahren steigen und Verbraucher zunehmend darauf achten, wo ihre Produkte herkommen und wie, beziehungsweise mit welchen Materialien, sie hergestellt werden.
Nachhaltigkeit im Online-Handel – darauf kommt es dabei an:
Aber wie können Händler jetzt dafür sorgen, dass ihr E-Commerce zeitgleich nachhaltig und rentabel ist? Dazu möchten wir Ihnen im Folgenden ein paar Beispiele geben. Doch eines vorweg: Achten Sie unbedingt darauf, kein reines Greenwashing zu betreiben! Seien Sie bei Ihrem Auftritt transparent und teilen Sie Ihren Kunden mit, wie genau Sie dazu beitragen, den negativen Impact für die Umwelt zu minimieren, welche Pläne Sie diesbezüglich noch für die Zukunft haben und wann diese voraussichtlich umgesetzt sein werden. In jedem Fall sollten Sie weitaus mehr Zeit und Geld darin investieren, wie Sie Ihren Teil dazu beitragen können als darin, Ihre konkreten Maßnahmen zu bewerben. Komplett CO2-neutral zu werden ist kein Ziel, dass Sie von heute auf morgen erreichen können, sondern ein Prozess, der sich über viele Jahre hinzieht.
Tipps für einen grüneren E-Commerce
Bieten Sie klimaneutralen Versand an
DHL bietet mit GoGreen bereits seit längerem eine Versandmöglichkeit an, bei der die Emissionen so gering wie möglich gehalten und durch Investitionen in Klimaschutzprojekte wieder ausgeglichen werden. Beim Versand im Inland sogar ohne Aufpreis. Auch bei DPD und GLS findet automatisch und ohne Zusatzkosten ein Emissionsausgleich statt.
Verzichten Sie beim Versenden auf unnötiges Plastik
Beim Auspacken von online bestellten Waren wird man oft erst einmal mit einer oder mehreren Lagen von Kunststoff konfrontiert: Auf der Innenseite von Luftpolsterumschlägen, als Füllmaterial im Paket oder gar schon direkt als Hauptmaterial einer Versandtasche. Hier gibt es eine Vielzahl an Alternativen aus Pappe oder Papier, die stattdessen verwendet werden können. Zudem bekommt das bereits vielmals versuchte Thema der Mehrwegverpackungen einen größeren Stellenwert, wird von Kunden und Verbrauchern mit zunehmenden Bewusstsein zunehmend angenommen und kann aus Kostensicht durchaus attraktiv(er) sein.
Verwenden Sie Pakete, deren Größe dem Inhalt angemessen ist
Den meisten Leuten ist es schon einmal passiert, dass ein Artikel mit der Größe eines USB-Netzteils in einem Paket ankam, in das locker eine Kaffeemaschine gepasst hätte. Für Händler macht das aus logistischen Gesichtspunkten unter Umständen sogar Sinn - ein paar wenige Einheitsgrößen von Paketen zu lagern ist schließlich einfacher, als mehrere Paketgrößen je Warengruppe und Bestellmenge vorrätig zu halten, der Packprozess lässt sich auch stärker standardisieren.
Neben dem zusätzlichen Verpackungsmüll, der dadurch anfällt, stellt dies aber auch ein Problem für den Transport dar, da übermäßig große Pakete unnötigen Platz in den Fahrzeugen der Zusteller einnehmen und somit weniger Pakete je Fahrzeug und Toure zugestellt werden können. Prüfen Sie daher, welche Paketgrößen in welcher Menge Sie normalerweise für Ihr Tagesgeschäft benötigen. Kleinere Pakete kosten auch für Sie in der Anschaffung weniger und benötigen zudem weniger Füllmaterial zur Polsterung.
Vernichten Sie keine Retouren
Gerade Amazon macht seit geraumer Zeit immer wieder Schlagzeilen damit, Retouren nicht erneut zu verkaufen, sondern einfach direkt zu verschrotten. Während der E-Commerce-Riese das Unternehmen ist, dessen Name in diesem Zusammenhang am häufigsten fällt, steht er mit dieser Praxis aber leider nicht alleine da. Denn oft ist es einfach günstiger, zurückgesandte Artikel zu entsorgen, als sie erneut zum Verkauf anzubieten.
Nehmen Sie von dieser Vorgehensweise Abstand und bieten Sie Rückläufer stattdessen zu einem reduzierten Preis beispielsweise als B-Ware in Ihrem Online-Shop an – optimalerweise in einer eigenen Kategorie. Sofern die Ampel-Koalition mit ihrem Plan, steuerliche Hürden für Sachspenden abzubauen, Ernst macht, ist auch die Spende an gemeinnützige Organisationen eine Option, die Sie in Betracht ziehen sollten.
Bieten Sie keine kostenlose Rücksendung an
Laut Informationen von Statista wurden im vergangenen Jahr in Deutschland geschätzte 315 Millionen Pakete retourniert. Die Rücksendequote variiert von Branche zu Branche und liegt im Mode-Bereich mit etwa 44% am höchsten. Die Menge an durch Retouren zusätzlich ausgestoßenem CO2 beläuft sich alleine für Deutschland auf 238.000 Tonnen im Jahr.
Für Unternehmen liegen die Kosten unter Einbeziehung von Porto und Bearbeitungsgebühren je retourniertem Artikel im Schnitt bei etwa 11 Euro, die aus betriebswirtschaftlichen Gründen natürlich in die Verkaufspreise einberechnet werden müssen und diese somit nach oben treiben. Laut einer Untersuchung von parcelLab haben Online-Kunden in 20 Prozent aller Retouren-Fälle gleich mehrere alternative Artikel bestellt, um danach nur einen davon zu behalten. Knapp über 50 Prozent der Retouren finden laut derselben Untersuchung statt, weil die erhaltene Ware nicht den Erwartungen entsprach.
Unter diesen Gesichtspunkten sollte man sich als E-Commerce-Händler noch einmal genau überlegen, ob man sich bezüglich kostenfreier Rücksendungen dem Druck des Marktes beugt, oder stattdessen Retouren nur kostenpflichtig anbietet, um damit einerseits eine mentale Hürde beim Käufer zu errichten und andererseits die Ersparnis in Form niedrigerer Verkaufspreise an den Endkunden weitergeben zu können.
Beschreiben Sie Ihre Produkte so genau wie möglich
Wie im letzten Punkt erwähnt machen Waren, die nicht den Erwartungen entsprechen, über 50 Prozent der Rücksendungen aus. Beschreiben Sie Ihre Artikel daher so exakt wie möglich. Fällt eine Jacke weit oder schmal, kurz oder lang aus? Welche Fläche nimmt ein Sofa ein und wie weit stehen die Lehnen über die Grundfläche heraus? Wie groß ist das Fassungsvermögen des Gefrierfachs bei einem Kühlschranks und wie vielen Tiefkühlpizzen entspricht das? Wenn Sie diese Informationen für Ihre Kunden leicht zugänglich machen, dann können diese eine fundierte Kaufentscheidung treffen und die Wahrscheinlichkeit, dass sie das Produkt zurücksenden, wird reduziert. Im Kontext der Produktdaten-Optimierung kann eine PIM-Software einen zentrale Rolle spielen. Für den in diesem Artikel bereits mehrmals erwähnten Mode-Bereich stehen zudem spezialisierte Lösungen wie Fit Finder zur Verfügung, über die Kunden nach Angabe ihrer Maße und der gewünschten Passform schnell die für sie geeignete Größe eines Kleidungsstücks ermitteln können.
Versenden Sie mehrere Artikel zusammen
Eine Bestellung wird von Online-Händlern oft in mehrere Einzellieferungen aufgeteilt – in vielen Fällen sogar, ohne die Mehrkosten an den Kunden weiter zu geben. Manchmal liegt das daran, dass Artikel momentan nur in unterschiedlichen Lagern vorrätig sind. In zwei Tagen könnten sie voraussichtlich wieder aus demselben versendet werden, nur eben jetzt gerade nicht. Aber auch die generelle Verfügbarkeit der einzelnen Artikel einer Bestellung kann dazu führen, dass statt einem Paket zwei oder drei verschickt werden. Geben Sie Ihren Kunden in diesem Falle zumindest die Option, die bestellten Produkte in einer einzigen Sendung zu erhalten und informieren Sie sie dabei auch gleich darüber, welche Vorteile das für die Umwelt hat. Gerade, wenn sich der Versand dadurch nur um wenige Tage verzögert, sind Kunden oft dazu bereit, der Nachhaltigkeit zuliebe etwas länger auf ihr Paket zu warten.
Tipps für Verbraucher
Nicht nur Online-Händler, sondern auch E-Commerce-Kunden müssen Verantwortung für ihre eigene CO2-Bilanz übernehmen. Wir haben Ihnen daher hier ein paar Tipps dazu zusammengestellt, die Sie gerne an die Kunden Ihres Online-Shops weitergeben können.
Versuchen Sie, auf Express-Zustellungen zu verzichten
Natürlich ist es angenehm, einen Artikel am Abend zu bestellen und ihn dann bereits am nächsten Tag geliefert zu bekommen. Viele Kunden sind sich jedoch nicht der Tatsache bewusst, dass hierdurch oftmals unnötige Fahrten verursacht werden. Da der Logistiker die Ware so schnell wie möglich zustellen muss, werden die Fahrzeuge oft nur zu einem Teil gefüllt und bezogen auf die Gesamtmenge der ausgelieferten Pakete sind somit mehr Fahrten nötig. Bei normalen Zustellungen hingegen kann der Platz in den Laderäumen besser genutzt und ausgefüllt werden, was die Gesamtanzahl an Liefertouren und somit auch die ausgestoßenen Emissionen verringert.
Vermeiden Sie unnötige Zustellversuche
Einige Versanddienstleister unternehmen einen zweiten oder sogar dritten Zustellversuch, wenn der Empfänger eines Pakets beim ersten nicht anwesend war. Dadurch werden die Emissionen auf den letzten Kilometern der Zustellkette für die jeweilige Sendung verdoppelt oder gar verdreifacht. Wenn absehbar ist, dass Sie zum avisierten Zustellzeitpunkt nicht anwesend sind, dann ist es besser, das Paket gleich an eine Packstation oder einen Paketshop in Ihrer Nähe liefern zu lassen. Viele Dienstleister informieren Sie mittlerweile am Tag vor der Zustellung über den Zeitpunkt und erlauben es Ihnen dann auch gleich, entweder einen neuen Termin dafür festzulegen oder die Sendung zur Abholung umzuleiten.
Bestellen Sie nichts online, was Sie auch in der Nähe kaufen können
Allgemein gilt: Je weniger Distanz Sie zurücklegen müssen, um einen Artikel im stationären Einzelhandel zu kaufen, desto größer ist die Menge an zusätzlichen Emissionen, wenn Sie ihn stattdessen online bestellen. Viele Menschen haben Supermärkte und Drogerien, die Güter des täglichen Bedarfs verkaufen, entweder in unmittelbare Nähe Ihres Wohnorts oder kommen auf ihrem Weg zur Arbeit daran vorbei. Elektronikhändler wie Saturn oder MediaMarkt bieten bereits seit längerem die Abholung in einer Filiale an und auch bei Generalisten wie Tchibo, Rewe und Müller können Sie Artikel per Click & Collect online bestellen, bezahlen und dann in einem nahegelegenen Markt in Empfang nehmen. Kunden müssen daher bei jedem Online-Kauf selbst abwägen, ob sie eine Bestellung wirklich bis vor die Tür geliefert bekommen müssen, oder ob eine Abholung vor Ort in Bezug auf die Klimabilanz nicht doch mehr Sinn macht.
Fazit
Sowohl E-Commerce-Händler als auch Kunden müssen sich von liebgewonnenen Bequemlichkeiten und Abkürzungen verabschieden, wenn wir unseren Konsum nachhaltiger gestalten wollen. Die Änderungen, die dafür nötig sind, können nicht mal eben von heute auf morgen umgesetzt werden, sondern stellen vielmehr einen Prozess dar, der auch neue Denkweisen erfordert. Die Planung und Umsetzung einer Strategie dazu sollte für jeden Online-Händler höchste Priorität haben – nicht zuletzt, weil damit zu rechnen ist, dass Kunden dies in Zukunft noch stärker wertschätzen werden, als es schon jetzt der Fall ist.