Adobe Commerce vs. Shopify Plus: Welches System eignet sich wann?

Wenn sich ein Unternehmen dazu entscheidet, ein neues E-Commerce-System einzuführen, dann stellt sich dabei zwangsweise die Frage, welches davon sich am Besten eignet. In diesem Beitrag möchten wir mit Adobe Commerce und Shopify Plus zwei der Anbieter von E-Commerce-Plattformen für mittlere und große Unternehmen miteinander vergleichen.

 

Adobe Commerce und Shopify Plus

Als Adobe im Jahre 2018 Magento kaufte, war das System bereits seit über einem Jahrzehnt auf dem Markt etabliert. Shopify Plus, die Enterprise-Version des gerade bei kleineren Händlern äußerst beliebten Shopify, hingegen existiert in dieser Form erst seit 2014. Dies schlägt sich auch in den Nutzerzahlen nieder, insbesondere international. Während Adobe Commerce weltweit eine große Anzahl an Online-Shops aufzuweisen hat, ist Shopify Plus außerhalb von Nordamerika noch vergleichsweise wenig verbreitet.

Für Händler und Marken, die bereits oder eher immer noch einen Shop auf Basis von Magento 1.x betreiben, ist der Gedanke, dass sich ein Relaunch auf Basis von Adobe Commerce am ehesten lohnt, nicht unbedingt der richtige. Denn Magento 2 / Adobe Commerce haben verglichen mit Magento 1.x unter der Haube viele Unterschiede, als dass hier bei einer Migration nennenswerte Teile des bestehenden Codes übernommen werden könnten.

 

Adobe Commerce vs, Shopify Plus – wo sind die Unterschiede?

Kosten

Die Total Cost of Ownership (TCO) ist bei einer Lösung auf Basis von Adobe Commerce für gewöhnlich höher als bei Shopify Plus. Dies liegt unter anderem daran, dass die Entwicklung im Falle von Shopify Plus normalerweise wenige Anpassungen an der Datenbank oder die Erstellung komplett neuer Funktionen und Schnittstellen beinhaltet. Zeitgleich können jedoch die laufenden Kosten bei Shopify Plus höher ausfallen, als bei einem Magento-Projekt. Dies kann unter anderem durch die Anzahl von Apps mit Subscription-Modellen oder beispielsweise durch die Notwendigkeit eines erweiterten Setups etwa aufgrund von Internationalisierung, Multishop-Szenarien oder durch den Einsatz von Zusatzsoftware begründet werden.

Beide Plattformen bieten kosteneffiziente Cloud Hosting-Angebote, bei denen Wartung, Updates und Sicherheits-Patches inbegriffen sind. Ebenso verfügen sowohl Adobe Commerce als auch Shopify Plus über Marktplätze für Extensions und Themes, über die sich viele Zusatzfunktionalitäten für überschaubare Budgets nachrüsten lassen. Hier sollten Sie jedoch immer zuerst bei Ihrer Agentur nachfragen, ob diese den von Ihnen benötigten Funktionsumfang auch tatsächlich komplett abdecken.

Das Lizenzmodell bei Shopify Plus sieht monatliche Lizenzkosten vor, während die Lizenzkosten bei Adobe Commerce jährlich im Vorfeld abgerechnet werden. Beide Lizenzmodelle basieren dabei auf dem Umsatz des jeweiligen Online-Shops.

 

Hosting

Adobe Commerce kann sowohl in einem von Adobe zur Verfügung gestellten Cloud Hosting, als auch auf eigenen Servern (self managed / on Prem) gehostet werden. Bei Shopify Plus hingegen steht ausschließlich das Cloud Hosting in der SaaS-Variante (kurz für Software-as-a-Service) zur Verfügung. Sollten Sie sich für Adobe Commerce und das Hosting auf eigenen Servern entscheiden, dann fallen für diese zusätzliche monatliche Kosten beim jeweiligen Hosting-Provider an.

 

Agenturen und Partner

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es im europäischen Raum weitaus mehr Agenturen, die sich auf Magento beziehungsweise Adobe Commerce als auf Shopify Plus spezialisiert haben. Dies sollten Sie insbesondere dann berücksichtigen, wenn die Anforderungen an Ihr neues E-Commerce-System einen hohen Grad von Komplexität oder Individualisierung aufweisen. Je spezieller die von Ihnen benötigten Features sind, desto eher sollten Sie Adobe Commerce den Vorzug geben.

 

Omnichannel-Sales

Für das Management von Bestellungen und Zahlungen aus einem stationären Ladengeschäft stellt Adobe Commerce zwei verschiedene Optionen in den Raum: Kassensysteme können entweder über die API an Adobe Commerce angebunden werden oder – im Falle von Kassensystemen ausgewählter Hersteller – per Extension mit diesem kommunizieren. In beiden Fällen fallen hier zusätzliche Kosten für die Implementierung der Schnittstelle oder den Erwerb der Extension sowie gegebenenfalls weitere Lizenzkosten an.

Shopify Plus bietet hingegen seine eigene Point of Sale-Lösung inklusive kompletten Kassensystemen, Druckern für Kassenzettel und Bezahlterminals. Die eigentliche Anbindung an Shopify Plus ist hierbei inbegriffen und auch dazu in der Lage, Rückerstattungen oder das Umtauschen von Waren zu verarbeiten. Zu beachten ist, dass bei einer Implementierung der Shopify Plus-Lösung das Maß an Flexibilität verloren geht und gleichzeitig eine gewisse Abhängigkeit zu nur einem Anbieter entsteht.

 

Analytics und Reporting

Sofern Sie keine zu speziellen Anforderungen an Ihr Reporting haben können Sie sowohl mit Shopify Plus als auch mit Adobe Commerce die wichtigsten Informationen direkt über das jeweilige Backend einsehen.

Das Modul “Advanced Reporting” ist fester Bestandteil von Adobe Commerce und stellt Backend-Nutzern dynamische Auswertungen von Produkten, Bestellungen und Kundeninformationen zur Verfügung. Darüber hinaus können die Dashboards des Moduls beliebig angepasst werden, so dass Sie Ihre wichtigsten Kennzahlen immer sofort im Blick haben. Zusätzlich dazu lässt sich Adobe Commerce an Adobe Business Intelligence anbinden. Dieser Abo-Service bietet erweiterte Auswertungs- und Analyse-Möglichkeiten, beispielsweise zu den durchschnittlichen Bestellwerten, der Customer Lifetime Value oder Verbleibquoten.

Shopify Plus bringt von Haus aus detaillierte Reports zu den Verkäufen und Umsätzen mit. Zusätzliche Analysemöglichkeiten können bei Bedarf hinzugekauft werden.

 

Internationalisierung

Eines der wichtigsten Features von Adobe Commerce ist die Möglichkeit, eine beliebige Anzahl von Shops mit unterschiedlichen Produkten, Lagern, Sprachen und Designs aus ein und demselben Backend heraus zu verwalten. Änderungen können dabei sowohl global als auch gezielt für spezifische Frontends vorgenommen werden. Zusätzlich bietet Magento in allen Versionen mit der Multilager-Verwaltung die Möglichkeit mehrere Lager, etwa in den verschiedenen Ländern auf Länder-Shop-Ebene abzubilden. Hinzu kommt eine umfangreiche Admin-Berechtigungsverwaltung in Adobe Commerce um zum Beispiel Länder-Teams zu Mandanten innerhalb einer Installation zu formen.

Shopify Plus erlaubt derzeit maximal 10 zusätzliche Frontends pro Lizenz. Diese stellen jedoch jeweils nur einen Klon des Hauptshops dar, anstatt über ein zentrales Backend gesammelt verwaltet werden zu können. Ein mit Adobe Commerce vergleichbarer Funktionsumfang befindet sich derzeit mit Shopify Markets noch in der Entwicklung. Während die ersten Features bereits am Start sind ist es derzeit auch mit Shopify Markets beispielsweise noch nicht möglich, Content gezielt für bestimmte Frontends auszuspielen, voneinander getrennte Lager anzulegen oder unterschiedliche Produktkataloge zu verwenden. Diese Funktionen sollen in absehbarer Zukunft jedoch noch kommen.

 

Flexibilität und Erweiterbarkeit

Unternehmen lassen ebensowenig wie Menschen in Schubladen stecken, was die gute Erweiterbarkeit eines E-Commerce-Frameworks zu einem wichtigen Entscheidungsfaktor macht. Shopify Plus richtet sich hier ganz klar an Unternehmen, die keine zu hohen Anforderungen an die Individualisierbarkeit Ihres E-Commerce-Systems stellen. Adobe Commerce hingegen wartet bereits Out-of-the-Box mit einer Vielzahl an Individualisierungs- und Konfigurationsmöglichkeiten auf – nicht nur in Bezug auf die Produktattribute und Kategorien, sondern auch hinsichtlich Promotions, Kundengruppen und CMS-Inhalten.

 

Skalierbarkeit

Skalierbarkeit ist nicht nur für das zukünftige Wachstum eines Online-Shops ein wichtiges Thema, sondern auch relevant wenn es beispielsweise darum geht, saisonale Traffic-Spitzen oder ein erhöhtes Zugriffsvolumen bei Sales abzufangen. Adobe Commerce und Shopify Plus sind hier bei der Verwendung des Cloud Hosting-Angebots der beiden Anbieter beide gut aufgestellt. Wird Adobe Commerce nicht in der Cloud, sondern bei einem eigenen Anbieter gehostet, dann muss jedoch darauf geachtet werden, dass dieser seine Serverressourcen selbständig nach oben skaliert, wenn die Umstände dies erfordern.

Adobe Commerce ist zudem darauf ausgelegt, zeitgleich auf mehreren Servern für Datenbank und Anwendung betrieben zu werden um so die Lasten zu verteilen. Auch ein kompletter Headless-Ansatz, bei dem nur die eigentlichen Business-Logiken über Adobe Commerce laufen während das Frontend komplett von diesem abgekoppelt ist, lässt sich realisieren.

 

Zukunftsfähigkeit

Shopify hat sich seinen guten Ruf initial mit Shops für kleinere Unternehmen und Start-Ups erarbeitet. Mit Shopify Plus als Option für größere Firmen wird zwangsweise auch die Komplexität der Weiterentwicklung und Wartung des Gesamtsystems steigen. Inwieweit Shopify diese steigenden Kosten an seine Kunden weitergibt lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Denkbar ist zumindest, dass zukünftige Features, die speziell für Enterprise-Kunden entwickelt werden, nicht mehr in den normalen Lizenzkosten inbegriffen sein könnten.

Magento und Adobe Commerce hingegen hat eine weitaus längere Erfahrung in der Zusammenarbeit und dem Support von Enterprise-Kunden. Die Roadmap von Adobe Commerce wird eine engere Verschmelzung mit den anderen Produkten und Diensten der Adobe Experience Cloud und Adobe Marketing Cloud ermöglichen.

 

Sie haben die Wahl

Um sich für das richtige E-Commerce-System zu entscheiden, müssen Sie zunächst eine umfassende, vorzugsweise gewichtete Liste Ihrer Anforderungen und Entscheidungskriterien erstellen und diese über den Funktionsumfang und die USPs von Adobe Commerce und Shopify Plus legen.

Wenn Sie ein großes oder komplexes Sortiment haben, umfangreiche Integrationen mit weiteren Systemen wie ERP, PIM, CRM oder DAM benötigen oder sich von Anfang an international optimal aufstellen möchten, dann ist Adobe Commerce eine gute Wahl.

Wenn Sie an Ihren Online-Shop vergleichsweise geringe Anforderungen haben, ihn dafür aber zusammen mit Ihrem Ladengeschäft zu einer einzigen Omnichannel-Einheit verschmelzen lassen möchten, dann sollten Sie Shopify Plus in Betracht ziehen.

Wenn Sie einen ausführlicheren Vergleich von Shopify Plus und Adobe Commerce benötigen oder Hilfe bei der Entscheidungsfindung benötigen, dann kontaktieren Sie uns einfach. Wir beraten Sie gerne!